Matthias Lehmann hat am Sonntag eine emotionale Abschieds- und Aufstiegsfeier des 1. FC Köln erlebt. Der ehemalige Kapitän der Geissböcke wurde vor dem Anpfiff der Partie gegen den SSV Jahn Regensburg offiziell verabschiedet. Zur zweiten Halbzeit wurde der 35-Jährige dann eingewechselt. Mit ihm gelang bei der 3:5 (0:3)-Niederlage fast noch das Comeback.
Aus Müngersdorf berichten Jonas Klee und Marc L. Merten
Schon vor dem Spiel wurde es emotional. Fünf Minuten vor Spielbeginn betrat die gesamte FC-Führungsriege zusammen mit der Mannschaft den Rasen, ein Video mit Highlights aus der Kölner Karriere von Matthias Lehmann wurde auf den Großbildschirmen im Stadion eingespielt, die 50.000 Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen, applaudierten, die Südkurve skandierte seinen Namen. Matthias Lehmann nahm einen Blumenstrauß und ein Geschenk entgegen, dann musste der Kapitän der Jahre 2015 bis 2018 allerdings erst einmal auf der Bank Platz nehmen.
Was er von dort erlebte, hatte er sich wohl nicht so vorgestellt. Nach 45 Minuten lag seine Mannschaft mit 0:3 zurück, Jhon Cordoba hatte die Rote Karte gesehen, der FC spielte in Unterzahl. Trainer André Pawlak entschied, dass der 35-Jährige zu seinem Abschiedsspiel kommen sollte und brachte Lehmann zur zweite Hälfte für Marco Höger. Der FC danach besser, und tatsächlich gewannen die Geissböcke die zweite Halbzeit sogar noch mit 3:2. Weil es zur Pause allerdings 0:3 gestanden hatte, konnte Lehmann, der wie immer unauffällig und routiniert im defensiven Mittelfeld agierte, an der Niederlage auch nichts mehr ändern.
Mit dem Video haben sie mich erwischt
Es waren die Momente nach dem Spiel, die Lehmann in Erinnerung bleiben dürften. Der wenn auch verhaltene Platzsturm der Fans, der Jubel, als Jonas Hector mit der “Meister-Felge” zu Lehmann ging, um sie mit ihm gemeinsam in die Höhe zu stemmen, die Bierduschen, der Applaus der Fans, die den Ex-Kapitän noch einmal hochleben ließen. Das Duell gegen Regensburg war sein 64. Zweitliga-Spiel für den FC, sein insgesamt 188. Pflichtspiel. Aufstieg, Europa League, Abstieg, Aufstieg – und nun der Abschied.
“Es war heute schön und schwierig zugleich”, sagte Lehmann nach dem Spiel und der Meisterfeier. “Heute Morgen ging es eigentlich noch. Da war ich relativ gefasst. Aber mit dem Video haben sie mich erwischt, die FC-TV-Hunde. Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Emotionen, die da hochkommen, konnte ich nicht aufhalten. Es war ein sehr schönes Gefühl. Das braucht man auch nicht zu verstecken. Es waren sieben geile Jahre und ich bin dankbar, dass ich daran teilhaben durfte. Zum Abschluss hätte ich mir natürlich einen Sieg gewünscht. Dass das letzte Spiel dann so läuft, dass ich schon zur Halbzeit rein komme, war nicht geplant. Es hat nochmal Spaß gemacht, auch, wenn die Lunge fast rausgesprungen ist. Die Sprechchöre waren toll. Ich habe auch drei Schals von den Fangruppen bekommen. Das ist nicht normal und deswegen auch etwas ganz Besonderes. Ich kann nur mich nur herzlich für den Support bedanken. Ich bin stolz, Teil dieser Gruppe gewesen zu sein.”
Der FC war die beste Zeit meiner Karriere
Nach drei Kurzeinsätzen in dieser Saison durfte sich Lehmann gegen giftige Regensburger noch einmal austoben. Als Kapitän, weil Hector ihm die Binde überlassen hatte. “Der FC war die beste Zeit meiner Karriere.” Deswegen kann sich Lehmann auch gut vorstellen, beim FC zu bleiben. “Die Chancen mich in anderer Funktion beim FC wiederzusehen sind höher, als dass ich woanders weiterspiele. Das war heute trotz der Niederlage ein Abschied, den man sich als Spieler wünscht. Deswegen war das auch ein Spiel, bei dem man sagen kann: Man hängt die Schuhe jetzt nicht nur für den FC an den Nagel, sondern endgültig. Ich gehe davon aus, dass das heute mein letztes Spiel als Profi war.”
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