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Drexler: “Ich schätze, dass es längst Bezahlspieler gibt”

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Dominick Drexler im Gespräch mit André Pawlak. (Foto: GBK)

Dominick Drexler wird am 17. August im Alter von 29 Jahren erstmals in der Bundesliga spielen. Der Offensivspieler des 1. FC Köln gehört zu den erfrischend offenen, unangepassten Profis in einer immer stromlinienförmigeren Fußballwelt und traut sich, auch über kontroverse Themen zu sprechen. Der GEISSBLOG.KOELN traf den gebürtigen Bonner zum Interview. 

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Drexler, wenn man über Sie liest, bekommt man den Eindruck, Sie seien ein Bundesliga-Exot. Kommen Sie sich auch so vor?

DOMINICK DREXLER: (lacht) Gar nicht, aber ich weiß, was Sie meinen. Mein Weg war anders als der anderer Bundesliga-Spieler. Aber für mich gilt: Alles ist neu, irgendwie aber auch nicht. Denn es ist und bleibt Fußball. Ich spiele in einer höheren Liga gegen bessere Spieler mit besseren Spielern.

Sind Sie selbst auch ein besserer Spieler geworden?

Ich empfinde das so. Aktuell bin ich auf dem bisherigen Höhepunkt meiner Leistungsfähigkeit. Und im Laufe meiner Karriere musste ich mich ja auch schon mit dem Sprung von der Dritten in die Zweite Liga zurechtfinden. Jetzt geht es eine Liga höher. Und wenn ich es in der Bundesliga schaffen will, dann stehen die Vorzeichen jetzt sehr, sehr gut.

Vor acht, neun Jahren wäre die Bundesliga viel aufregender gewesen

Sie kommen im Fußball-erfahrenen Alter von 29 Jahren in die Bundesliga. Gehen Sie die Herausforderung etwas lockerer an und weniger nervös?

Mit Anfang 20 wäre das sicher ganz anders gewesen. Damals hatte ich aber auch noch nicht diese Erfahrung. Nach all den Jahren in der Dritten und Zweiten Liga habe ich so viele Spiele gemacht, dass es sich wie der logische, nächste Schritt anfühlt. Das Drumherum ist schöner und größer, aber es wäre vor acht, neun Jahren viel aufregender gewesen.

Der Reiz ist aber doch hoffentlich trotzdem da.

Natürlich. Darauf habe ich hingearbeitet. Es kann endlich losgehen.

Wie nehmen Sie eigentlich die, nennen wir sie mal ‚Karrieristen’ in der Bundesliga wahr, also die Art Spieler, weniger kantiger Typ denn angepasster und vorsichtiger Profi?

Mein Gefühl ist, dass viele Spieler über die letzten Jahre viel distanzierter geworden sind, weil jedes Wort, jedes Foto, jeder Kommentar auf die Goldwaage gelegt wird und große Reaktionen hervorruft. Viele Spieler wollen sich schützen vor dem, was auf sie einprasseln könnte, wenn sie mal einen raushauen.

Diese Dinge kriegst Du leider oft als Bumerang zurück

Wobei ‚raushauen’ ja auch einfach mit ‚Ehrlichkeit’ gleichgesetzt werden könnte – was ja nichts Schlechtes ist.

Diese Dinge kriegst Du leider oft als Bumerang zurück. Nicht immer sofort, aber das Internet vergisst nicht. Nehmen wir meinen Wechsel von Kiel. Ich hatte den gut gemeinten Gedanken, meinen Wechsel nach Dänemark geheim zu halten, um keine Unruhe in Kiel zu stiften. Alles war schon Anfang März in trockenen Tüchern, ich wollte aber, dass wir uns alle auf unsere Aufgabe in Kiel konzentrieren. Später wurde es mir so ausgelegt, als ob ich nur drei Wochen in Midtjylland gewesen wäre, um dann direkt weiter zu wechseln. Ich hatte mich aber schon drei Monate vorher mit dem Verein geeinigt. Warum dann alles anders gekommen ist, wollte niemand mehr wissen. So wird man als Spieler vorsichtiger.

Jörg Schmadkte hat hier in Köln mal gesagt: ‚Alle Spieler können sagen, was sie wollen. Sie müssen nur mit dem Echo leben können.’

Das würde ich so unterschreiben. Aber zum einen kann das nicht jeder Spieler abhaben, und zum anderen kann nicht jeder Spieler im Vorfeld einschätzen, was für Reaktionen seine Worte auslösen. Diese Erfahrung muss man also erst einmal machen, um zu wissen, ob man mit dieser Kritik leben kann.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Ich kann mit Kritik gut umgehen, solange sie mir persönlich ins Gesicht gesagt wird und ich mit demjenigen diskutieren kann. Aber unsachliche, anonyme Kritik nur der Kritik willen – da hört das Verständnis auf. Kritik ist dazu da, um zu helfen, um einen besser zu machen, nicht um das Leben und die Arbeit zu belasten.

Nehmen wir zum Beispiel den Wechsel von Cristiano Ronaldo

Blicken wir mal in die Zukunft des Fußballs. In der Formel 1 ist es längst gängige Praxis, dass Fahrer einen Platz in einem Team bekommen, weil sie eigene Sponsoren mitbringen. Bezahlfahrer also. Wie würden Sie als Spieler reagieren, wenn ein anderer Spieler zu ihrem Klub wechselt, weil er einen Sponsor, zum Beispiel aus seinem Heimatland, mitbringt?

Ich schätze, dass es schon längst Bezahlspieler gibt. Auch, wenn das wohl nie so kommuniziert werden würde. Nehmen wir zum Beispiel den Wechsel von Cristiano Ronaldo zu Real Madrid. Ich habe gelesen, dass sich die 94 Millionen Euro Ablöse alleine durch Trikotverkäufe mit seiner Nummer 7 auf dem Rücken innerhalb einer relativ kurzen Zeit wieder eingespielt haben. Das war also auch Teil des Marketings. Wenn sich der Transfer eines Spielers wirtschaftlich lohnt, dann wäre ich dafür wohl offen, solange er sportlich nicht die Ziele der Mannschaft gefährden würde. Denn als Spieler sehe ich natürlich die Notwendigkeit, dass dieser Spieler auch sportlich liefern müsste. Wenn er einen Kaderplatz blockiert und die Mannschaft am Ende der Saison absteigt, stünde das nicht im Verhältnis. Man muss immer konkurrenzfähig sein.

Dann abschließend die Frage nach der aktuellen Konkurrenzfähigkeit des FC in der Bundesliga: Wie bewerten Sie den Kader?

Im Vergleich zu der Bundesliga-Konkurrenz kann ich das nicht sagen, weil wir noch nicht gegen die anderen Mannschaften gespielt haben. Intern haben wir große Konkurrenz um die Plätze im Kader. Das ist gut für uns. Jeder will spielen, das pusht jeden. Aber was ein Ballverlust gegen Marco Reus auf der Sechs ausmacht im Vergleich zu einem Ballverlust in der Zweiten Liga an gleicher Stelle, kann ich noch nicht sagen. Sicher bin ich mir allerdings, dass man in der Bundesliga noch weniger Torchancen bekommt und noch härter für Fehler bestraft wird. Genau deswegen habe ich ja auch so große Lust auf den ersten Spieltag.

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