Horst Heldt kommt mit Max Meyer am Geißbockheim an. (Foto: Bopp)

Punktprämien: Auch der Misserfolg machte Transfers möglich

Der 1. FC Köln hat vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Arminia Bielefeld zweimal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Das erste Mal hatte man erwartet, denn einen neuen Stürmer brauchten die Geißböcke dringend. Doch der zweite Deal überraschte in vielerlei Hinsicht, auch weil die Kölner mit sehr beschränkten Mitteln auf dem Transfermarkt arbeiten mussten. Letztlich mussten die FC-Bosse in der Finanzplanung jonglieren.

Köln – Als sich Sportchef Horst Heldt Anfang Januar erstmals ausführlich mit der Personalie Max Meyer befasste, soll schnell klar gewesen sein: Dieser Transfer wäre finanziell in der Winterperiode nicht möglich. Die Priorität lag auf einem Stürmer und nicht auf einem zentralen Mittelfeldspieler. Zudem stand Meyer noch bei Crystal Palace unter Vertrag und verdiente ein horrendes Jahresgehalt. Und so kümmerten sich die Geißböcke weiter um Emmanuel Dennis, den man nach Weihnachten begonnen hatte genauer ins Visier zu nehmen.

Dennis und Meyer kosten rund 1,2 Mio. Euro

In den Tagen nach dem Sieg auf Schalke kristallisierte sich dann heraus: Dennis würde kommen. Der FC war sich mit dem Spieler, dessen Berater und dem FC Brügge einig geworden. Das Glückliche dabei: Die Geißböcke hatten mit ihrem Gebot für den Angreifer ihr schmales Budget nicht gänzlich ausschöpfen müssen. Und so kam es dem Vernehmen nach am vergangenen Wochenende zu einem Kontakt zwischen Heldt und Meyer-Berater Roger Wittmann mit dem Hinweis seitens der Geißböcke: Der FC habe nun doch ernsthaftes Interesse, Meyer noch in diesem Winter zu verpflichten. Als Finanzrahmen soll Heldt die Summe genannt haben, die der FC für Dennis nicht in Gänze hatte ausgeben müssen. Wie inzwischen klar ist, reichte dieser Betrag. Meyer unterschrieb für ein halbes Jahr bei den Geißböcken.

Insgesamt kosten Dennis und Meyer den FC nach GBK-Informationen alles in allem für das halbe Jahr rund 1,2 Millionen Euro – inklusive Gehalt, Beraterkosten und Leihgebühr für den Nigerianer, die nur im Falle des Klassenerhalts fällig wird. Diese 1,2 Mio. Euro hatte der Gemeinsame Ausschuss der sportlichen Führung für Wintertransfers zugestanden, nun sind sie ausgeschöpft und haben einen Spieler mehr zum FC gebracht als ursprünglich erhofft. Ob sie dem FC weiterhelfen werden, wird sich erst in den 16 Spielen bis Saisonende zeigen. Doch Heldt und Trainer Markus Gisdol hoffen, dass sich die Klasse der beiden Neuen schon am Sonntag gegen Bielefeld zeigen wird.

Doch wie konnte der 1. FC Köln überhaupt die 1,2 Mio. Euro locker machen in einer Saison, die in tiefroten Zahlen enden wird und in der jeder Euro genutzt wird, um Finanzlöcher zu stopfen? Die Vertragsauflösungen von Frederik Sörensen und Christian Clemens kosteten zwar Abfindungen, doch im Vergleich zu den Gehältern, die die Geißböcke bis Juni hätten zahlen müssen, sparte der Klub einen geringen sechsstelligen Betrag. Im DFB-Pokal war Köln ins Achtelfinale eingezogen und verdient dort nicht eingeplante 700.000 Euro. In Kombination sorgten diese beiden Umstände also bereits dafür, dass der FC fast eine Million Euro zusätzlich zur Verfügung hatte, mit denen die Bosse nicht hatten planen können. Doch den Durchbruch brachten andere Berechnungen, denn in der Bilanz der laufenden Saison 2020/21 sind mehrere Posten noch offen:

1. Stadionpacht

Die Stadionpacht muss noch immer final mit der Stadt Köln verhandelt werden und soll den FC weniger kosten als die rund zehn Millionen Euro pro Jahr.

2. Gehaltsverzicht

Ein neuer Gehaltsverzicht der Profis, Geschäftsführer und Vorstände soll ab Februar ausgehandelt werden. Bislang verzichten die Spieler auf rund 15 Prozent ihrer Bezüge, die Verantwortlichen auf 20 Prozent. Diese Vereinbarung gilt aktuell bis Ende Januar. Der FC spart damit rund zwei Millionen Euro ein. Ein erneuter Verzicht ab Februar bis Saisonende in vergleichbarer Höhe gilt als wahrscheinlich. Die Gespräche sollen nach dem Spiel gegen Bielefeld geführt werden.

3. Punktprämien

Eine weitere Position im Etat der Profiabteilung sind die Punktprämien für Spieler, Trainer und Staff. In der Liquiditätsplanung enthalten sind jedoch jedes Jahr nur Schätzungen auf Basis der Punkte, die die FC-Bosse der Mannschaft zutrauen. In dieser Saison sollen es nach GBK-Informationen 40 Punkte gewesen sein, also jene magische Zahl, die zum Klassenerhalt reicht. Auf Basis derer wurden die Gelder für die Punktprämien kalkuliert. Doch inzwischen ist klar: Nach 18 Spielen und nur 15 Punkten bräuchte es eine außergewöhnliche Rückrunde, um in die Nähe dieser 40 Zähler zu kommen. Kurios: Der FC wird also voraussichtlich Prämien einsparen, die die Verantwortlichen eigentlich liebend gerne ausgezahlt hätten – doch der Misserfolg der letzten Monate sorgte zumindest in Bezug auf die Punktprämien dafür, dass die Geißböcke nun mehr Geld zur Verfügung hatten, um mit Emmanuel Dennis und Max Meyer zwei Spieler im Winter verpflichten zu können.

4. DFB-Pokal

Wie wichtig Dennis und Meyer sein werden, könnte sich schon am Sonntag und am Mittwoch zeigen. Denn die nächsten beiden Spiele stellen sich wie zwei Lebensadern für die Geißböcke dar. Bielefeld am Sonntag ist ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf und ein Sechs-Punkte-Spiel. Das Duell im DFB-Pokal-Achtelfinale in Regensburg am Mittwoch könnte im Erfolgsfall nicht nur den Einzug ins Viertelfinale bringen, sondern auch weitere 1,4 Mio. Euro an Prämien. Gewänne der FC beim SSV Jahn, wären die Dennis- und Meyer-Transfers auf einen Schlag finanziert. Beim FC hofft man daher auf eine goldene Englischen Woche.

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