Lukas Berg, Jörg Jakobs und Thomas Kessler. (Fotos: Bopp/Bucco)

“Neuausrichtung Sport”: So soll das neue Trio arbeiten

Der 1. FC Köln geht mit seiner sportlichen Neuausrichtung ins Risiko. Die Verantwortlichen lassen nach der Trennung von Horst Heldt die Position des Geschäftsführers Sport zunächst unbesetzt. Zunächst soll sich das Trio um Jörg Jakobs, Thomas Kessler und Lukas Berg die Aufgaben teilen – und muss sich direkt im schwersten Transfermärkte der Bundesliga-Geschichte beweisen.

Köln – Eigentlich wollten Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich als Vorstand ein neues Zeitalter beim 1. FC Köln beginnen. Ein Zeitalter von Kontinuität und Vertrauen. Doch wenn etwas nicht funktioniert, nützt auch Kontinuität nichts mehr. So entschied sich das Präsidium einen Tag nach dem Klassenerhalt nach der zwischenzeitlichen Trennung vom erhofften Langzeit-Trainer Markus Gisdol auch für eine Neuausrichtung auf der Position des sportlichen Geschäftsführers.

In diesem Sommer wird es so schwer wie nie

Die Nachfolge des ausgeschiedenen Horst Heldt ist allerdings noch nicht geklärt. Zumindest nicht langfristig, denn das Trio um Jörg Jakobs, Thomas Kessler und Lukas Berg soll in dieser Zusammensetzung maximal für die bevorstehende Saison in der Verantwortung stehen. Auf die erhoffte Kontinuität wird man am Geißbockheim daher noch weiter warten müssen. Der Vorstand, der sich von der Ein-Jahres-Lösung nun die nötige Zeit erhofft, in einem “schwierigen Markt” den passenden Geschäftsführer zu finden, sieht sich mit der aktuellen Besetzung aber gut gerüstet für den wohl schwierigsten Transfer-Sommer der Bundesliga-Geschichte. Schließlich schlägt die Corona-Krise erst jetzt so richtig zu, nach einer vollständigen Saison ohne Zuschauer, einer vollständigen Saison mit zweistelligen Millionen-Verlusten bei allen Klubs und in einer Fußball-Welt, in der die Bundesliga-Kader auf alles ausgerichtet sind, nur nicht auf finanzielle Sicherheit.

Während die FC-Bosse zwar das gute Netzwerk von Horst Heldt zu schätzen wussten, fehlte es den Verantwortlichen bei dem 51-jährigen letztendlich an der Fähigkeit, ein zukunftsfähiges und strukturiertes Kader-Konzept für die nächsten Jahre auf die Beine zu stellen. Diese Aufgabe ist nun zunächst für ein Jahr auf drei Schultern verteilt.

Jakobs’ erste Verhandlung mit Schmadtke?

Allerdings erhoffen sich sowohl der einzig verbliebende Geschäftsführer Alexander Wehrle als auch Interims-Sportchef Jörg Jakobs, eine schnellere Klärung der Nachfolge. Jakobs selbst ist in den Auswahl-Prozess neben der Kaderplanung und seiner weiterführenden Tätigkeit an der Deutschen Sporthochschule eingebunden. Zunächst muss der 50-jährige aber gemeinsam mit Trainer Steffen Baumgart den Kader für die kommende Saison auf die Beine stellen. “Ich denke gerne erst an die nächst anstehenden Aufgaben. Das ist bis zum Sommer.” Der gebürtige Trierer machte aber auch klar, dass der Begriff “Interim” nicht ohne Grund über seiner Aufgabenbeschreibung steht. “Langfristig sehe ich mich nicht operativ in der Verantwortung. Da habe ich andere Vorstellungen.” Trotz der großen Herausforderung sei Jakobs aber nicht abgeschreckt von der Aufgabe, “weil ich es schon einmal erlebt habe”. Bereits zwischen 2012 und 2013 musste Jakobs in einer schwierigen Situation nach dem Abstieg den Kader auf die Beine stellen. Acht Jahre später muss Jakobs nun aber eine Bundesliga-Mannschaft formen. Und das in einer finanziell noch schwierigeren Situation als 2012, wie auch Vizepräsident Eckhard Sauren am Montag bestätigte.

Brisant: Eine seiner ersten Verhandlungen wird ihn mit seinem ehemaligen Vertrauten Jörg Schmadtke zusammenbringen. Der ehemalige FC-Manager bestätigte bei Sportbuzzer das Interesse des VfL Wolfsburg an Sebastiaan Bornauw: “Ja, wir haben beim 1. FC Köln unser Interesse für Bornauw hinterlegt. Jetzt schauen wir mal, welche Vorstellungen die Kölner haben.” Weil der FC 2019 sechs Millionen Euro gezahlt hat und dem Vernehmen nach 20 Prozent des Gewinns bei Weiterverkauf an Anderlecht weiterreichen muss, käme wohl kein Gebot unter zehn Millionen Euro für die Geißböcke in Frage, die vom Vorstand vorgegeben 30 Millionen Euro Transfereinnahmen in diesem Sommer generieren müssen.

Kessler als Bindeglied zwischen Geschäftsführung, Jakobs und Berg

Während Jakobs zunächst im Hintergrund die Transfers abarbeiten soll, ist er selbst nicht als Mann, der wie sein Vorgänger Horst Heldt in der Öffentlichkeit Rede und Antwort für die Entscheidungen des Vereins steht. Diese Aufgabe soll Thomas Kessler übernehmen. Der 35-jährige hatte im Sommer 2020 als langjähriger Ersatztorhüter seine Spieler-Karriere beim 1. FC Köln beendet und war als Trainee am Geißbockheim eingestiegen. Nun wird Kessler als Leiter der Lizenzspielerabteilung das Bindeglied zwischen Jakobs und Lukas Berg sein. “Ich freue mich über die Chance und die Aufgabe. Wir haben schon lange vor meinem Karriereende zusammen überlegt, was ich für eine Rolle im Klub übernehmen kann. Dass das jetzt ein Jahr früher passiert, als es geplant war, ist den Umständen geschuldet”, erklärte Kessler am Montag auf der Pressekonferenz des FC mit dem Titel “Neuausrichtung Sport”.

Durch die Management-Ausbildung des DFB konnte Kessler bereits einige Einblicke sammeln und sich auch von der Arbeit in der Geschäftsstelle einen ersten Überblick verschaffen. Dadurch, dass der ehemalige Torhüter nun aber nicht mit einem festen Sport-Geschäftsführer zusammenarbeiten wird, gibt es für ihn Unterschiede im Aufgabenfeld: “In einem normalen Konstrukt, ohne einen Interims-Sportchef würde ich klassisch darunter arbeiten, Seite an Seite mit dem Trainer und ihn so gut es geht unterstützen. Durch die besondere Konstellation bekomme ich nun mehr Einblicke und werde bereits in dem Konstrukt Kaderplanung mitwirken”, beschrieb Kessler seine Aufgaben. Sein Draht zur Mannschaft sei dabei nicht mehr so eng wie früher. Trotzdem glaubt der gebürtige Kölner, schnell Anschluss zu finden. Die Motivation ist bei Kessler in jedem Fall hoch: “Ich freue mich auf die Aufgabe und bin wirklich heiß darauf. Von mir aus könnte die Vorbereitung nächste Woche schon losgehen.”

Was Kessler mit Jakobs gemein hat: Auch er könnte wegen Bornauw Kontakt mit Wolfsburg haben. Denn Marcel Schäfer, Sportdirektor beim VfL und damit genauso Schmadtkes rechte Hand wie Kessler nun bei Jakobs, absolviert aktuell dieselbe DFB-Ausbildung wie Kessler. Die beiden “Klassenkameraden” werden ihr Gelerntes nun also gegenseitig in der Praxis anwenden können.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Die Abwicklung von Transfers, das Management von Spielerverträgen oder aber der Austausch mit anderen Vereinen wird derweil nach wie vor Lukas Berg übernehmen, der seit Anfang des Jahres als Leiter Administration Lizenzspielerabteilung praktisch die rechte Hand von Horst Heldt war. Berg übernahm dabei zwar die Nachfolge von Frank Aehlig, allerdings nicht in der Funktion des Kaderplaners und der sportlichen Schnittstelle zum Nachwuchs. Teile der Aufgabe des ausgeschiedenen Aehligs hatten im Laufe der Rückrunde Heldt und Markus Gisdol gemeinsam übernommen. Nun wird sich das neugebildete Trio aus Lukas Berg, Jörg Jakobs und Thomas Kessler die Aufgabenbereiche neu aufteilen. Beim 1. FC Köln ist man jedoch davon überzeugt, mit einem Zusammenspiel aus Vergangenheit (Jakobs), Gegenwart (Berg) und Zukunft (Kessler) die passende Lösung gefunden zu haben. Wenn auch zunächst nur für ein Jahr.

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