Der 1. FC Köln hat wieder einmal in beeindruckender Manier bewiesen: Wenn auch nur der Hauch einer Krise im Anflug sein könnte, wächst die Mannschaft von Peter Stöger über sich hinaus. Das 1:1 (1:0) gegen Borussia Dortmund war ein weiterer Beweis für den Charakter der Spieler. Ein Kommentar.
Köln – Das besondere Talent, Krisen schon im Keim zu ersticken, geht fast genau drei Jahre zurück. Am 29. November 2013, im Zweitliga-Aufstiegsjahr und in den ersten Monaten unter Peter Stöger, musste der Effzeh beim FC St. Pauli antreten. Die Geissböcke hatten gerade zweimal mit 0:1 (gegen Bochum und Ingolstadt) verloren und die Tabellenführung abgegeben.
Auf St. Pauli wurde der Grundstein gelegt
St. Pauli, zu dem Zeitpunkt Tabellenvierter und in Schlagdistanz zum Effzeh, hätte mit einem Sieg gegen die Stöger-Elf für eine erste Krise in der Domstadt sorgen können – oder zumindest für erste Zweifel, ob es mit dem Aufstieg wirklich klappen könnte. Doch das Spiel hätte nicht deutlicher ausfallen können. Kevin Wimmer, Patrick Helmes und Yannick Gerhardt schossen einen 3:0-Sieg heraus, der später als Grundstein für den Aufstieg gelten sollte. Der FC eroberte an dem Spieltag die Tabellenführung zurück und gab sie nicht mehr ab.
Seit diesem Spiel haben die Kölner schon mehrfach Situationen heraufbeschworen, in denen andere Teams umgefallen wären. Fünf Spiele ohne Sieg im Herbst 2014, ehe Borussia Dortmund mit 2:1 bezwungen wurde. Sechs Spiele ohne Sieg im Frühjahr 2015, ehe Frankfurt mit 4:2 heim geschickt wurde. Die Torlos-Serie im Herbst 2015, die vom Derby-Sieg in Leverkusen beendet wurde. Oder der dramatische 3:2-Sieg in Mainz im April 2016, als eine Niederlage den FC hätte in Richtung Abstiegsplätze hätte spülen können.
Respekt verdient, Selbstvertrauen gewonnen
Nun also erneut: fünf Verletzte, nur sieben Punkte aus den letzten sechs Spielen, eine 0:4-Klatsche in Hoffenheim im Gepäck. Und dann ausgerechnet Borussia Dortmund als Gegner, das gerade bei Real Madrid 2:2 gespielt hatte. Doch die Kölner Spieler standen erneut auf, zeigten sich wieder bereit, nahmen die Herausforderung an, legten derart viele Emotionen in das Spiel, dass die 50.000 Zuschauer gar nicht anders konnten, als jede Aktion zu feiern. Dass es am Ende nicht zum Sieg reichte, war der Schönheitsfehler. Doch das Gesamtwerk des Tages blieb unangetastet: Die Stöger-Elf hatte einmal mehr einen Charaktertest mit Bravour bestanden.
Dafür gebührt den Spielern ein Lob. Dafür gebührt aber auch dem Trainerteam ein Lob, das die Mannschaft taktisch auf den Punkt eingestellt hatte. Nicht nur defensiv – ja, es verteidigten sieben Spieler vor und im eigenen Strafraum. Sondern auch offensiv – denn es standen nicht umsonst drei Stürmer auf dem Feld. Es war das Signal: Auch gegen Dortmund können und wollen wir was holen. Der Effzeh hätte den Sieg wohl verdient. Ganz sicher aber verdiente sich der Effzeh am Samstag den Respekt und neues Selbstvertrauen für die letzten beiden Aufgaben vor der Winterpause.
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