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Nach Spinner-Aus: Bringt sich Ritterbach in Position?

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Demonstrativer Schulterschluss vor dem Spiel: Markus Ritterbach sucht die Nähe zu Trainer Markus Anfang. (Foto: Mika Volkmann)

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Am Montag wird der Mitgliederrat des 1. FC Köln einen Interimsvorstand wählen, der den scheidenden Werner Spinner bis zur Mitgliederversammlung vertreten wird. Die Nominierung dürfte auch ein Signal an die beiden aktuellen Vizepräsidenten sein. Denn insbesondere Markus Ritterbach bringt sich nach dem Spinner-Rückzug in Stellung. Strebt der 55-Jährige gar selbst das Präsidentenamt an?

Köln – Anthony Modeste ist dieser Tage höchst aktiv auf Instagram. Der Franzose lässt über Karneval jeden seiner Follower wissen, wann und wo in Köln freudentrunkene Jecken das Modeste-Lied singen. Doch der 30-Jährige nutzt das Portal auch, um persönliche Mitteilungen zu machen. So auch am Freitag. Da veröffentlichte er einen Dankesbrief an Werner Spinner. “Gratulation zu der Arbeit und zu den Fußstapfen, die Sie hinterlassen”, schrieb Modeste und erklärte: “Ich bin stolz zweimal in Ihrer Ära einen Vertrag beim FC unterschrieben zu haben und werde nie Ihre Worte vergessen, die Sie an mich und meine Familie gerichtet haben, als ich nach China gegangen bin, während andere mich bespuckt haben.”

Während Modeste seinem scheidenden Präsidenten am Freitag eine Liebeserklärung hinterher schickte, kamen ebenfalls am Tag vor dem Heimspiel der Geissböcke gegen Bielefeld aus der FC-Geschäftsstelle andere Worte in Richtung Spinner. Markus Ritterbach hatte nach Rücksprache mit Toni Schumacher und Alexander Wehrle der Kölnischen Rundschau ein Interview gegeben (mehr dazu hier). Darin machte Ritterbach eine interne Sprachnachricht öffentlich, die zum großen Knall am Geißbockheim geführt hatte. In dieser Sprachnachricht hatte Spinner seine beiden Vizepräsidenten aufgefordert, entweder Markus Anfang oder die beiden Geschäftsführer Wehrle und Armin Veh gleich im Paket zu entlassen. Oder zumindest hatte Spinner dies, wie der 70-Jährige am Freitagabend gegenüber dem Express erklärte, im Vorstand zur Diskussion stellen wollen.

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Dass Ritterbach dieses Detail nun öffentlich machte, begründete er mit dem Bestreben, die Diskussionen um einen vermeintlichen Putsch durch Veh und Wehrle gegen Spinner im Keim zu ersticken. Seine Äußerungen seien keine “persönliche Abrechnung”, sondern im Sinne des Vereins und für eine Rückkehr zur Ruhe im Verein. Es passte zu diesem vorläufigen Höhepunkt der Posse um die FC-Führung und entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass Ritterbach am Ende des Interviews erklärte, es sei nun wichtig, “dass diese Indiskretionen aufhören”. Ob er seine eigene Indiskretion mit einschloss, ließ er offen.

Allerdings musste er sich dieser Frage noch einmal unerwartet stellen. Denn Ritterbach folgte tags drauf einer Einladung von Sky unmittelbar vor dem Spiel des Effzeh gegen die Arminia. Der Vizepräsident hatte jedoch offenbar nicht damit gerechnet, in Moderator Peter Hardenacke einen hartnäckigen Kontrahenten zu finden. Denn dieser fragte gleich zu Beginn des Gesprächs: “Losgegangen ist es mit einer vertraulichen Sprachnachricht, die Werner Spinner an Sie geschickt hatte. Die Frage an Sie, Herr Ritterbach: Warum haben Sie die denn direkt an Armin Veh weitergeleitet?”

Sky-Moderator nimmt Ritterbach in die Zange

Auf die Frage wollte Ritterbach offenbar nicht eingehen, wich aus, indem er die Sitzung im Gemeinsamen Ausschuss vom Mittwoch aus seiner Sicht wiedergab. Doch Hardenacke ließ Ritterbach nicht vom Haken. “Jetzt haben Sie damit aber meine Frage nicht beantwortet”, sagte der Sky-Moderator. “Herr Spinner hatte Ihnen ja eine Sprachnachricht geschickt. Warum haben Sie die an Armin Veh weitergeleitet?” Diesmal antwortete Ritterbach direkt: “Die habe ich niemals an Armin Veh weitergeleitet. Wir sprechen natürlich alle Themen an in dem Kreis, den ich gerade erwähnt hatte”, und meinte damit den Gemeinsamen Ausschuss, “aber weitergeleitet habe ich die Sprachnachricht an Armin Veh nie”. Auf Nachfrage, wie der Inhalt denn zu Veh durchgedrungen sei, erklärte der 55-Jährige nur: “Das müssen Sie Armin Veh fragen.”

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Will Ritterbach selbst Präsident werden?

In der weiteren Folge des Interviews wurde Ritterbach auch nach seinen eigenen Ambitionen gefragt, künftig dem 1. FC Köln als Präsident vorzustehen. Darauf antwortete der ehemalige Chef des Kölner Karnevals erwartbar diplomatisch: “Mein Interesse am Vorstandsposten? Diese Diskussion führen wir gerade nicht.” Freilich wird längst beim FC neben dem Sportlichen nichts anderes so intensiv diskutiert wie die Nachfolge von Werner Spinner. Der Ball liegt bekanntlich beim Mitgliederrat, der das Vorschlagsrecht für ein neues dreiköpfiges Gremium hält. Doch schon die anstehende Entscheidung am Montag, wer kommissarisch vom Mitgliederrat in den Vorstand aufrücken wird, dürfte ein Hinweis darauf sein, wie die Vorstandsfindungskommission die Arbeit von Ritterbach und Schumacher bewertet.

Zuletzt war zu hören, dass insbesondere Ritterbach es begrüßen würde, sollte der Mitgliederrat in Walther Boecker den erfahrenen SPD-Politiker in den Vorstand entsenden. Die Beiden kennen sich seit vielen Jahren, und so wäre eine solche Entscheidung als Friedensangebot an die amtierenden Vizepräsidenten zu bewerten, um nach den Turbulenzen der letzten Tage wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Mitgliederrat seinen Vorsitzenden Stefan Müller-Römer zum Interimsvorstand ernennen wird. Eine Wahl, die weder Ritterbach noch Schumacher schmecken würde – und als Signal zu verstehen wäre, dass der Mitgliederrat in Sachen künftiger Vorstand eher seinen eigenen Weg zu gehen gedenkt.

Ritterbach bringt sich ins Gespräch

Nichts desto trotz hat sich insbesondere Ritterbach in den vergangenen Tagen in Position gebracht. Intern im Dialog mit Veh und Wehrle, extern über die Medien als Sprecher gegen Spinner und gegen dessen Forderung, zu einem kritischen Zeitpunkt in der Saison eine weitreichende Personalentscheidung auf der Trainer- oder Managerposition zu vollziehen. Demonstrativ herzten sich Ritterbach und Markus Anfang am Samstag vor dem Spiel am Spielfeldrand, Einigkeit und Vertrauen nach außen transportierend. Und auch im Mitgliederrat hatte sich Ritterbach zuletzt durch Kontaktarbeit neuerlich ins Gespräch gebracht. Ob die Interviews in der Rundschau und bei Sky ihm geholfen haben, sein Profil zu schärfen? In der Fanszene haben sie zu kontroversen Diskussionen geführt – in der Mehrheit nicht zugunsten Ritterbachs.

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