Kaum ein Transfer eines Nachwuchsspielers sorgte beim 1. FC Köln für so viel Aufsehen wie der Wechsel von Florian Wirtz im Januar zu Bayer 04 Leverkusen. Nun mussten die Geißböcke am Montagabend dabei zusehen, wie ihr einstiges Mittelfeld-Juwel gegen Werder Bremen zum jüngsten Bundesliga-Profi der Werkself avancierte.
Köln – Der Wechsel von Florian Wirtz zu Bayer 04 Leverkusen hatte im Januar nicht nur medial für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern auch einiges an Verärgerung bei den Verantwortlichen am Geißbockheim gebracht. Der hochveranlagte Mittelfeldspieler, der im vergangenen Sommer als Kapitän der Kölner U17 die Deutsche Meisterschaft feierte, schloss sich dem rheinischen Rivalen aus Leverkusen an. Beim FC hatte man damit, so war es aus dem Umfeld zu hören, eines der größten Talente der letzten Jahrzehnte verloren.
Wirtz nun drittjüngster Bundesliga-Profi der Geschichte
Gleichzeitig war der Missmut beim FC groß, da sich Leverkusen nicht an die Vereinbarung gehalten hatte, sich im Nachwuchsbereich nicht gegenseitig die Talente wegzunehmen. Bei Bayer war man jedoch der Ansicht, Wirtz als Lizenzspieler zu verpflichten und damit nicht gegen die Vereinbarung zu verstoßen. Blickt man nun auf das Debüt des jüngsten Profis in der Vereinsgeschichte von Bayer 04, dürfte die Werkself zumindest in diesem Punkt recht behalten haben. Wirtz löste mit seinem Startelfeinsatz am Montagabend gegen Werder Bremen Kai Havertz als jüngsten Bayer-Profi der Vereinsgeschichte ab. Gleichzeitig rutschte er mit seinen 17 Jahren und 15 Tagen an die dritte Stelle der jüngsten Bundesliga-Debütanten – hinter Nuri Sahin (BVB) und Yann-Aurel Bisseck vom FC. Bis zur Corona-Unterbrechung hatte Wirtz für Leverkusens U19 in vier Spielen zwei Tore und drei Vorlagen geliefert.
FC-Juwel fehlte sportliche Perspektive
In Köln hatte man es seinerzeit augenscheinlich verpasst, dem Junioren-Nationalspieler eine attraktive Perspektive am Geißbockheim aufzuzeigen. Statt Wirtz bereits ein Jahr früher in die U19 hochzuziehen und hin und wieder ins Profi-Training reinschnuppern zu lassen, wollten ihn die Verantwortlichen behutsam aufbauen. So blieb der Spieler zunächst weiterhin bei den B-Junioren und erzielte dort in zehn Spielen acht Treffer. Auch, als das mediale Interesse an dem Mittelfeldtalent immer größer wurde, versuchte man am Geißbockheim den Spieler noch weitestgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung rauszuhalten. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass es bis zu dieser Saison kaum mehr ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs beim FC zu den Profis geschafft hatte, schienen Wirtz eine geeignete Perspektive vermissen zu lassen.
Mit Jan Thielmann hat es bekanntermaßen inzwischen ein ehemaliger Mitspieler von Wirtz aus der U17-Meistermannschaft in den Profi-Kader geschafft. Überhaupt legen Horst Heldt und Markus Gisdol deutlich mehr Wert auf den eigenen Nachwuchs als ihre Vorgänger. Doch da war das Kind bei Florian Wirtz bereits in den Brunnen gefallen. Leverkusen witterte frühzeitig seine Chance, als Wirtz auf dem Markt zu sein schien und zeigte dem jungen Spieler insbesondere in Person von Rudi Völler einen frühzeitigen Weg zu den Profis. Und so konnten sich Leverkusen- wie auch FC-Fans am Montagabend erstmals live ein Bild von dem Talent machen, um das es so viele Streitigkeiten im letzten Winter gegeben hatte. Gut eine Stunde lang beackerte Wirtz in Bremen das Mittelfeld und zeigte insbesondere bei der Ballannahme und Spielübersicht, warum man ihn in Köln nur so ungern hatte ziehen lassen. Für Wirtz hingegen dürfte sein Bundesliga-Debüt nach aller Kritik die Bestätigung gewesen sein, alles richtig gemacht zu haben.
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