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Von Belgrad zum Jahn: Die Liga verändert sich, das Gefühl bleibt

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Die Fans des 1. FC Köln beim Spiel in Darmstadt. (Foto. Imago/Jan Hübner)

18 Spieltage sind geschafft. Bleiben noch 16 Spiele in Liga zwei, bis der 1. FC Köln hoffentlich wieder in der Bundesliga spielt. Bislang sieht es für die Geissböcke mit einer Rückkehr ins Fußball-Oberhaus gut aus, wenngleich es die Mannschaft mit den Gefühlen der Fans nicht immer so gut meint. 

Ein persönlicher Rückblick von Sonja Eich

Es ist der 13. August 2018 – das erste Heimspiel des 1. FC Köln seit der Katastrophen-Saison, die bekanntermaßen mit diesem unfassbaren, dem sechsten Abstieg der Vereinsgeschichte endete. Eine Woche zuvor durfte ich den Effzeh bereits zum Auftakt nach Bochum begleiten. Die Kölner gewannen am Ende mit 2:0. Zwar nicht schön und auch nicht übermäßig verdient, aber wenigstens waren die ersten drei Punkte auf dem langen Weg zurück in die Bundesliga eingefahren.

Nun stand also das erste Heimspiel gegen Union Berlin auf dem Spielplan – und das ausgerechnet am ungeliebten Montagabend. Doch als ich gegen zwanzig nach acht meinen Platz eingenommen hatte, war das alles vergessen: der Abstieg, die Zweite Liga, der Montagabend. Es war Flutlicht und der Effzeh spielte wieder. Das Stadion war ausverkauft und als die 50.000 Fans begannen die Hymne zu singen, sagte ich zu meinem Sitznachbar: „Wen interessiert schon die Liga, es ist doch noch alles wie immer“. Denn egal wie der Gegner heißt, unser Verein bleibt der gleiche. Und auch das Gefühl für unseren Verein bleibt das gleiche, egal in welcher Liga. Der Effzeh bleibt für jeden Fan, auch im Unterhaus, eine Leidenschaft, die eben leider auch Leiden schafft.

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Der Effzeh konnte das Spiel an diesem Montagabend nicht für sich entscheiden. 1:1 trennte sich die Mannschaft mit ihrem neuen Trainer Markus Anfang von Union Berlin. Ein erster Rückschlag im Aufstiegsrennen? Sieht man die Entwicklung der Eisernen nach 18 Spieltagen, kann man wohl eher von einem Punktgewinn statt -verlust sprechen.

Nach dem 5:3-Erfolg über den FC St. Pauli traute ich mich in dieser Saison dann erstmals, euphorisch zu werden. Wer nach einem 0:2-Rückstand am Millerntor so zurückkommt, dem kann in dieser Liga doch eigentlich nichts mehr passieren, oder? Denkste! Nur einen Spieltag, nachdem ich auf St. Pauli das Spektakel erlebt hatte, verfolgte ich eher ungläubig das 3:5 gegen den SC Paderborn. Fünf Tore in Müngersdorf, eingeschenkt von Paderborn! Herzlich Willkommen in Liga zwei!

Das war ein herber Schlag, doch mit drei Siegen in Folge machte es die Mannschaft schnell wieder gut. Nach dem 3:1-Erfolg in Bielefeld keimte das zarte Pflänzchen des ungetrübten Optimismus wieder auf, nur um danach wieder zertrampelt zu werden. 1:2 zuhause gegen Duisburg, nur zwei Unentschieden gegen Kiel und Heidenheim und als Höhepunkt die wohl schwächste Saisonleistung bei der 0:1-Niederlage ausgerechnet gegen den Hamburger SV. Oh Effzeh, was machst Du nur mit unseren Gefühlen? Eine Achterbahnfahrt, die danach mit fünf Siegen in Folge und dem furiosen 8:1 gegen Dynamo Dresden wieder steil nach oben ging. Diesmal war ich jedoch vorsichtiger, von vorneherein hatte ich kein gutes Gefühl für das letzte Heimspiel des Jahres gegen den VfL Bochum. Und ich sollte mich bestätigt sehen bei der 2:3-Niederlage. Wie hätte dieses fußballerisch verkorkste Jahr auch anders enden sollen?

Schwelgen in der Vergangenheit

Hin und wieder ertappe ich mich dabei, mit meinen Erinnerungen zu sehr in der Vergangenheit zu schwelgen. So kam ich nicht drum herum, mir am 14. September 2018 sämtliche Fotos und Videos aus London anzusehen und sogar alte Artikel der englischen Presse zu lesen, nur um dieses kurze Glücksgefühl der Europa League noch einmal nachzuempfinden. Noch schmerzhafter war allerdings der 7. Dezember 2018. Vor einem Jahr erlebte ich einen Tag nach Nikolaus den wohl denkwürdigsten Fußballabend in meinem Leben. Zwar schied der Effzeh nach dem 0:1 gegen Roter Stern in Belgrad aus, dennoch werde ich diese Reise mit all seinen Begebenheiten niemals vergessen. Und was habe ich in diesem Jahr am 7. Dezember gemacht? Ich war für den GEISSBLOG.KOELN in Regensburg, genauer gesagt in der Continental-Arena, die Platz für 15.000 Zuschauer bietet. Anders als 2017 konnte der Effzeh an diesem Tag zwar mit 3:1 gewinnen, glücklicher war ich aber wohl ein Jahr zuvor. Aber wie heißt es so schön im FC-Fangesang? “Das Einzige, was bleibt, ist die Erinnerung.”  Zwar waren das 5:3 gegen St. Pauli und vor allem das 8:1 gegen Dresden memorabel, aber ob ich mich in einem Jahr noch an die exakten Daten werde erinnern können? Ich bezweifle es zumindest.

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Irgendetwas hat sich verändert

Trotz der vielen Hochs und Tiefs, der ungetrübten Freude über drei Punkte und der Enttäuschung über die vier Niederlagen, hat sich in der Zweiten Liga dennoch irgendetwas verändert. Während ich mir in früheren Saisons jeden Sieg mehrfach in der Wiederholung oder zumindest Zusammenfassung angesehen habe, völlig ekstatisch über jeden Sieg auf dem Weg in Richtung Europa League oder Klassenerhalt war, bin ich heute froh über jeden Spieltag, den der 1. FC Köln in der Zweiten Liga übersteht. Die Erwartungshaltung ist eine andere geworden. Die Korrektur des Abstiegs ist für mich alternativlos. Alles andere als der direkte Wiederaufstieg wäre mit “tiefer Enttäuschung” nicht ansatzweise umschrieben.

Und so erwarte ich nicht nur den Aufstieg. Dass nicht jedes Spiel gewonnen werden kann, ist verständlich und auch nicht weiter tragisch. Trotzdem will ich in allen Spielen erkennen, dass die elf Spieler auf dem Platz alles dafür tun, den Effzeh wieder dahin zu bringen, wo er hingehört. Das mag sich widersprüchlich sein zu meinen Erinnnerungen an das erste Heimspiel gegen Union, doch auch, wenn das Gefühl vor und während FC-Spielen auch in Liga zwei das gleiche bleibt, wissen wir doch alle, dass wir dort eigentlich nicht zuhause sind.

Sollte der Effzeh am Ende der Saison den Aufstieg perfekt machen, bin ich gespannt, ob die Feierlichkeiten ähnlich ausfallen werden wie am 20. Mai 2017, als die Kölner den Einzug in die Europa League geschafft hatten. Ich glaube, sie würden wohl, zumindest bei mir, mit einem anderen Gefühl begleitet: Denn ein sich selbst gestecktes Ziel, dessen Erreichung von einer ganzen Fußballnation erwartet wird, zu schaffen, fühlt sich in meiner Vorstellung anders an als überraschend als Underdog den großen und langersehnten Traum von Europa zu erleben. Aber: Wer kann jetzt schon wissen, was er hoffentlich spätestens am 19. Mai 2019 in Magdeburg fühlen wird?


Sonja Eich hat bereits dreimal in dieser Form ihre persönliche Geschichte erzählt.

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