1.FC Köln vs. Borussia Mönchengladbach, 13. Spieltag, 27.11.21, 15.30 Uhr, Jubel (1. FC Köln) vor der Südtribüne, Bild: Herbert Bucco

Schindlers Schritt, Özcans Power und ein Wermutstropfen

Die Nummer eins am Rhein ist der 1. FC Köln. Die Geißböcke gewinnen auch das zweite große Derby in 2021 gegen Borussia Mönchengladbach und demütigt den Erzrivalen in der Schlussphase sogar mit 4:1 (0:0). Die FC-Fans können mit einem Grinsen in die neue Woche starten, das gilt auch ganz besonders für den Spieler des Spiels. Nur einen Wermutstropfen gibt es wohl nach der Derbyparty vor 50.000 Zuschauern.

Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Geschichte des Derbys: “Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!” Der 1. FC Köln kann sich wieder so richtig feiern lassen und die Fans können am Montag mit breiter Brust und einem Grinsen an den Arbeitsplatz kommen. Nicht nur das: Es war der zweite Derbysieg des Jahres 2021. Die Nummer eins am Rhein in 2021 ist also fraglos der 1. FC Köln. Das erste Mal seit 2004 bzw. 2005 konnte der FC wieder zwei Derbys in Folge gewinnen, damals lagen jedoch Ab- und Wiederaufstieg zwischen den beiden Spielen. Und das letzte Mal, dass die Geißböcke sogar beide Derbys in einem Kalenderjahr gewannen, war 1989. Damals konnten die Kölner anschließend noch einen dritten Derbysieg folgen lassen. Das macht schon jetzt Lust auf das Rückspiel.

Spieler des Spiels: Salih Özcan hatte keine einfache Zeit. Mit seiner Vertragsverlängerung wollte das FC-Eigengewächs eigentlich unter Steffen Baumgart durchstarten, fand sich bis zur Verletzung von Ellyes Skhiri aber vornehmlich auf der Bank wieder. Als er dann spielen durfte, erlebte er in Hoffenheim ein Waterloo. Doch seitdem ist Özcan stetig besser geworden, konstanter, nicht nur zweikampfstark, sondern spielstärker, ballsicherer. Dieser Entwicklung setzte er gegen Gladbach die Krone auf. Der gebürtige Kölner machte das Spiel seines Lebens. Überragend, wie er im Mittelfeld die Zweikämpfe gewann, Bälle abfing, die Gladbacher entnervte und vor allem unermüdlich immer wieder Angriffe ankurbelte, durchs Mittelfeld marschierte und dem Derby seinen Stempel aufdrückte. Özcan zeigte eindrucksvoll, warum Baumgart ihn unbedingt behalten wollte.

Pechvogel des Tages: Man muss aus Kölner Sicht zugeben, dass die Pechvögel des Tages die Gladbacher waren. Zakaria aus der zweiten Reihe nach einem Eckball (41.) an den Außenpfosten und Plea mit einem, das muss man neidlos anerkennen, Granatenschuss aus der Drehung aus 20 Metern an den Innenpfosten (62.) trafen jeweils zu Zeitpunkten das Aluminium, als dem FC ein Gegentor richtig weh getan hätte.

Schritt des Spiels: Es lief die 88. Minute, als die FC-Fans plötzlich noch einmal den Atem anhielten. Beim Stand von 3:1 stocherte Plea zusammen mit Thuram zweimal nach und brachte schließlich den Ball im Tor unter. Doch die Fahne des Assistenten ging hoch. Und tatsächlich: Plea hatte mit einem Fuß bei der Flanke im Abseits gestanden. Der Grund: Kingsley Schindler hatte gerade noch im richtigen Moment den einen nötigen Schritt gemacht – eine ganz bewusste Bewegung, um den Gegenspieler ins Abseits zu stellen, wie die TV-Bilder zeigten. Lob für Schindler: So zog er den Gladbachern auch den letzten Stecker.

Zahl des Tages: 5,27. Der FC lief in diesem Derby sage und schreibe 5,27 Kilometer mehr als die Gladbacher. Die Geißböcke wollten diesen Derbysieg unbedingt. Sie hatten zwar weniger Ballbesitz als die Fohlen, gewannen aber deutlich mehr Zweikämpfe und liefen und sprinteten den Erzrivalen vom Niederrhein an die Wand. Dieser Einsatz musste einfach belohnt werden.

Die Tabelle: Schindler machte im Spiel den richtigen Schritt, der FC machte in der Tabelle einen großen Schritt. Platz zehn nach 13 Spielen, vor allem aber vor Gladbach dank der mehr geschossenen Tore (22 zu 18). Und: Der FC hat sich wieder von unten abgesetzt, neun Punkte auf Platz 17, fünf Punkte auf Platz 16. Und nach oben ist alles extrem eng: zwei Punkte nach Europa, acht Mannschaften zwischen Platz elf und vier innerhalb von drei Punkten. Diese Saison macht Spaß, und der FC ist mittendrin.

Rudelbildung des Spiels: Nach einer Stunde passierte, was in der Vorwoche in Mainz an der Seitenlinie passiert war. Die Beteiligten beider Seiten gingen aufeinander los. Der Auslöser war eigentlich ein eher harmloses Foul von Ljubicic an Bensebaini. Doch erst echauffierte sich der Gladbacher über Gebühr, dann ließ Ondrej Duda ein paar passende Worte fallen, dann stürmte gar Yann Sommer aus seinem Kasten, als sei er Richter und Henker in einer Person. Und schon schubsten sie sich, beschimpften sich, plusterten sich auf. Das Problem: Wie schon in Mainz verlor der FC auch diesmal nach der Rudelbildung die Spielkontrolle. Die Aufregung half dem Gegner mehr als dem FC. Daran müssen die Geißböcke noch arbeiten.

Pfiff des Spiels: In der 71. Minute hätte es Gelb-Rot für Zakaria geben müssen. Bereits in der 64. Minute hatte Gladbachs Mittelfeldspieler nach einem taktischen Foul an Salih Özcan die Gelbe Karte gesehen. Nun unterband er einen Kölner Konter durch ein erneutes taktisches Foul, wieder an Özcan, und das direkt vor den Augen von Schiedsrichter Robert Schröder. Doch dieser ließ tatsächlich die Gelbe Karte stecken – und damit auch die Rote Karte. Wie Schröder darauf kam, dass dieses taktische Foul keine zweite Gelbe nach sich ziehen musste, bleibt wohl sein Geheimnis.

Zitat des Tages: “Interessant fand ich, dass wir die erste Halbzeit richtig gut spielen und uns nicht belohnen. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr zugelassen und hatten Glück beim Pfostenschuss – aber wir machen die Tore. ” (Interims-Sportchef Jörg Jakobs)

Wermutstropfen des Tages: Es ist wahrscheinlich, dass dieses ausverkaufte Heimspiel das vorerst letzte Spiel vor einer solchen Kulisse war. Nicht nur, weil ein Großteil der Zuschauer, insbesondere im Gästeblock, die kurzfristig verhängte Maskenpflicht am Platz, komplett ignorierte. Auch, weil die Politik wohl neuerliche Einschränkungen verhängen und die Zuschauerzahl bei Fußballspielen drastisch reduzieren wird. Man darf gespannt sein, wie viele Zuschauer in zwei Wochen gegen Augsburg überhaupt noch nach Müngersdorf werden kommen dürfen. Die Entwicklung der Corona-Pandemie lässt wohl keine andere Entscheidung zu.

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