Der 1. FC Köln startet mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC in die Saison. (Foto: Bopp)

Nur wer keine Fehler macht, bleibt unabhängig und erstklassig

Investoren gelten für viele Fußballfans als des Teufels. Die drei Kernfragen hinter dieser Diskussion, die weit über 50+1 hinaus geht, lauten dabei: Was ist eigentlich ein Investor? Wie definieren Fans Erfolg? Und sind die Fans bereit weniger Erfolg zu akzeptieren, wenn ihr Verein dafür mitgliedergeführt bleibt? Es gibt viele abschreckende Beispiele Investoren-geführter Vereine. Doch die Tendenz in der Bundesliga ist eindeutig: Die Mehrheit der Vereine hat bereits Anteile verkauft. Vereine ohne finanzielle Unterstützung von außen schaffen es derweil kaum noch in die obere Tabellenhälfte. Wer erstklassig bleiben und sich weiterhin selbst gehören will, darf sich keine Fehler mehr erlauben.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Erschreckende Beispiele gibt es genug. Man muss nur nach München zum TSV 1860 blicken oder sich die Netflix-Doku Sunderland ‘Til I Die anschauen. Dort sitzt ein Investor im Büro des General Managers und lässt sich vor laufender Kamera bei einem Transfer wie ein dummer Schuljunge über den Tisch ziehen. Wenn Ahnungslose die Führung von Fußballklubs übernehmen und glauben Anstoss-Manager spielen zu können, wird es fast schon kriminell. Denn dann wird Geld verbrannt und ein Verein hingerichtet. Das, so viel ist klar, darf dem 1. FC Köln nie passieren.

Doch erstens kann beim 1. FC Köln ein alles übernehmender Investor (50+1) ohnehin nur dann einsteigen, wenn eine Drei-Viertel-Mehrheit der Mitglieder dafür stimmt. Und zweitens geht es bei den Geißböcken ohnehin, wenn überhaupt, nur um strategische Partnerschaften durch kleinere Anteilsverkäufe und nicht um klassische Investoren wie bei Red Bull, in Sunderland oder zuletzt in der Diskussion um den Einstieg Saudi-Arabiens bei Newcastle United. Solche Konstellationen wird es beim 1. FC Köln alleine schon satzungsgemäß nie geben – es sei denn, die überwältigende Mehrheit der Mitglieder will es so. Wenn überhaupt geht es also um den Einstieg lokaler Großunternehmen wie Rewe, Ford oder RheinEnergie, um langjährige Sponsoren, die ein natürliches Interesse an einem gestärkten 1. FC Köln haben und dafür bereit sein könnten Anteile für eine nicht unwesentliche Summe zu übernehmen. Anteile, die der 1. FC Köln per Vertragsklausel jederzeit zurückkaufen könnte und somit Herr seiner Anteile bliebe.

Wann also könnten solch strategische Partner aus Sicht der Mehrheit der Mitglieder und Fans akzeptiert werden und wann nicht? Was, wenn der FC plötzlich in weitere finanzielle Schieflage geriete und, sagen wir mal, Lukas Podolski sich bereit erklären würde, Anteile am FC zu erwerben, nur um seinen Herzensklub zu retten? Würden die Mitglieder ihrem Prinzen den Wunsch dann verweigern? Was wäre, wenn ein FC-Idol wie Podolski gar eine Idee vorbringen würde wie in Frankfurt, wo sich jahrzehntelange Eintracht-Fans (die gleichzeitig millionenschwere Unternehmer sind) zusammengetan haben, um Anteile an der SGE zu erwerben und den Klub anschließend mit ihrem Know-how und ihren wirtschaftlichen Beziehungen im Aufsichtsrat zu unterstützen?

Der FC ist kein Spielzeug für Investoren

Klar ist, dass der 1. FC Köln kein Klub ist, der sich irgendwelchen dahergelaufenen Investoren öffnen darf, die nur ein neues Spielzeug suchen, um ihre Millionen unters Volk zu bringen. Klar ist aber auch, dass der 1. FC Köln ohne externe Geldgeber nur unter einer Bedingung langfristig in der Bundesliga bleiben wird: Wenn der Klub und seine Verantwortlichen aufhören regelmäßig millionenschwere Fehler zu begehen. Die Geißböcke können es sich nicht mehr leisten jedes Jahr Millionen-Transfers in den Sand zu setzen, Talente wie Florian Wirtz zu verlieren, durch interne Streitigkeiten oder Fitness-Probleme abzusteigen oder jahrelange politische Kriege intern oder mit der Stadt zu führen.

Nur ohne Fehler bleibt der FC unabhängig und erstklassig

Wenn der 1. FC Köln seinen eigenen Anspruch und die Definition von Erfolg nicht herabsenken und gleichzeitig im Sinne der Kampagne “100% FC” auch Erstligist bleiben will, muss künftig fast alles funktionieren: auf dem Rasen genauso wie neben dem Platz. Der FC muss das Stadion kaufen dürfen, weil nur auf diesem Wege natürliche Einnahmen dazu kommen. Der FC muss das Geißbockheim ausbauen, weil nur dann die Top-Talente bleiben, die Profis professionelle Arbeitsbedingungen vorfinden und der FC wieder eine attraktive Adresse für Spieler aller Altersklassen wird. Über allem steht, dass sich der FC sportlich stabilisieren, Kontinuität schaffen und jenen Weg einschlagen muss, der im Kleinen den 1. FSV Mainz 05 seit zehn Jahren in der Bundesliga hält und im Großen Borussia Mönchengladbach in die Champions League geführt hat. Nur dann wird der 1. FC Köln etwas aufbauen können, das auch ohne externe Geldgeber dauerhaft für die Bundesliga ausreicht.


Die neue GBK-Serie “Corona, Finanzen und Investoren” beleuchtet den Streit um das Geld in der Bundesliga und zeigt auf, welche Wege dem 1. FC Köln in Zukunft offen stehen. Dieser Kommentar war die vierte und letzte Folge.

Folge 1: Der entfachte Streit: Corona, Finanzen und Investoren
Folge 2: Die 18 Bundesligisten im Investoren-Check
Folge 3: Was der FC plant und was überhaupt möglich wäre
Folge 4: Nur wer keine Fehler macht, bleibt ohne Investoren erstklassig

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