Der 1. FC Köln sucht in der ersten Woche der Vorbereitung seinen Weg zurück zur Normalität. Doch die Normalität der Saison 2017/18 wird eine andere sein als in den letzten Jahren. Damit müssen der Klub und sein Umfeld umzugehen lernen. Ein Kommentar.
Köln – Peter Stöger sprach zu Beginn dieser Woche einen entscheidenden Satz: “Die mannschaftliche Geschlossenheit hat uns in den letzten Jahren immer ausgezeichnet. Das wird auch in der nächsten Saison der Schlüssel sein.” Der Österreicher bezog dies auf seinen Kader, auf sein Team, die Spieler. Doch dies gilt genauso im großen Rahmen auf allen Ebenen: In den kommenden Monaten braucht der 1. FC Köln vor allem interne Geschlossenheit.
Personenkult ist den FC-Bossen ein Dorn im Auge
Das Beispiel Anthony Modeste hat gezeigt, wie schnell es gehen kann. In einer Phase, in der die Aufregung um den Franzosen ihren Höhepunkt fand, lancierte erstmals seit mehreren Jahren wieder ein Spieler ein brisantes Interview an den Vereinsoberen vorbei und nutzte es als grobe Keule gegen den Klub. In einer Woche, in der dem Klub der Pressesprecher abhanden gekommen war, kochte das Thema so noch einmal höher. Auch, weil sich die Medien an dem Spiel beteiligten. Im Zeichen des Sommerlochs hatten sie – auch diese Onlinezeitung – die Personalie Modeste zum täglichen Reizthema erhoben.
Nun ist das Sommerloch vorbei, die Vorbereitung hat begonnen – und damit die Suche nach der Normalität. Klar ist schon jetzt: Die Grenzen zur Normalität haben sich verschoben. Wegen der Europa-Euphorie, wegen den Erfolgen der letzten Jahre, wegen des Transfer-Irrsinns mit immer weiter steigenden Ablösesummen, die den Fans kaum mehr vermittelbar sind, und auch wegen Modeste. Der Personenkult, der zum Wochenbeginn um den 29-Jährigen herrschte, ist Peter Stöger, Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle ein Dorn im Auge. Diese Aufregung gehört zu jenen Reizpunkten, die eine Geschlossenheit gefährden können.
Das Spiel um Informationen, Aufmerksamkeit und Geld
Daran wird sich der Klub allerdings ein Stück weit gewöhnen müssen. An die verschobenen Grenzen, an das, was großer Erfolg auslöst: Im Erfolg wie im Misserfolg projizieren sich die Emotionen im Fußball auf einzelne Personen – auf die “Helden” respektive auf die “Versager”. Das mag man normal finden (Stichwort: verschobene Normalität) oder (aus bekannten Gründen) kritisieren. Doch das Pendel schlug bereits in der letzten Saison stärker aus als in den Jahren zuvor. Diese Tendenz, da muss man kein Prophet sein, wird sich fortsetzen.
Da trifft es sich gut, dass in der Causa Modeste nun ein Burgfrieden geschlossen wurde. Für welchen Zeitraum dieser gilt, spielt zunächst keine Rolle. Er hilft allen Beteiligten, wieder so zu agieren, wie es beispielsweise beim Transfer von Jannes Horn gelang: unaufgeregt nach außen, vertrauensvoll nach innen. Das mag für die weiteren Beteiligten am Spiel um Informationen, Aufmerksamkeit und Geld nicht immer erfreulich sein. Doch nur so kann sich der Effzeh etwas von der Normalität bewahren, die den Klub in den letzten Jahren erfolgreich gemacht hat.
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